"Die Bayern haben die Chance auf den Meistertitel auf dem Silbertablett serviert"

Im Kontrast dazu steht Favre, der in der Hinrunde als hoch versierter Fußball-Professor galt und eine Menge Lobeshymnen zu hören bekam. Manche sahen Favre schon in den Höhen des Meistertrainers Pep Guardiola schwebend: einer, der einfach jeden Spieler besser machen kann. Aber dann änderte sich schlagartig das Anforderungsprofil für den BVB und seinen Trainer. Der eigene Erfolg stellte plötzlich andere Anforderungen, als nur schönen Fußball zu lehren. Es ging jetzt darum, den Mut zum Weitersiegen aufzubringen.

An dieser neuen Aufgabe - mitten in der Saison - sind Favre und seine Spieler bisher gescheitert. Am heftigsten trat das im Heimspiel gegen Hoffenheim zu Tage, als der BVB in der letzten Viertelstunde eine 3:0-Führung abgab und nur 3:3 spielte. Eine Blaupause für die meisten Rückrundenspiele des BVB, der zwar immer mal optische Glanzpunkte setzte, aber nach scheinbar kleinen Rückschlägen im Spielverlauf oft in Ängste zu verfallen schien, selbst bei sicherer Führung.

BVB-Berater Matthias Sammer hatte diese kollektive Weigerung zuletzt in seiner Rolle als Fernseh-Experte kritisiert: "Die Bayern haben die Chance auf den Meistertitel auf dem Silbertablett serviert. Die Dortmunder haben dankend abgelehnt." Sammer mochte das an der vermeintlichen Jugend und Unerfahrenheit der Profis festmachen. Das entspricht, wenig überraschend, der offiziellen Erklärungs-Strategie von Watzke und Sportdirektor Michael Zorc für die Patzerserie in der Rückrunde. Dabei greift diese Erklärung dann doch zu kurz.

Sollte Dortmund in Gladbach gewinnen, würde dies in der Summe die drittbeste Punktausbeute bedeuten, die der BVB in 52 Bundesliga-Jahren geholt hat. Es würde aber vielen BVB-Fans schwer fallen, diese Seite der Medaille zu sehen. Sie wären lieber mit fliegenden Fahnen untergegangen, wenn es denn schon sein muss: unterzugehen.