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Ajax-Aus gegen die Spurs: Die falsche Form von Gänsehaut - SPIEGEL ONLINE

Alles war vorbereitet, das Finale sollte der krönende Abschluss sein. Doch in der sechsten Minute der Nachspielzeit endete die Champions-League-Saison von Ajax Amsterdam. Gefeiert wurde dennoch.

Dylan Martinez/REUTERS

Als in der Amsterdamer Johan-Cruyff-Arena der Schlusspfiff erklang, fingen über 50.000 Menschen an zu klatschen. Sie applaudierten der Mannschaft von Ajax Amsterdam für eine herausragende Saison in der Champions League, obwohl sie kurz zuvor gegen Tottenham Hotspur durch eine späte 2:3-Niederlage das Finale verpasst hatten. Sie applaudierten den Spielern, die in dieser Saison atemberaubenden Fußball gespielt hatten.

Bis in die sechste Minute der Nachspielzeit hatten Zuschauer und Spieler allen Grund zur Vorfreude. Ajax stand kurz vor der nächsten Sensation. Aber in dem Moment, als die Finalreise nach Madrid am 1. Juni feststehen sollte, traf Tottenhams Lucas Moura und beendete die Hoffnungen.

Die Zuschauer in Amsterdam feierten das unterlegene Team dennoch, weil sich der niederländische Rekordmeister nach Jahren in der Versenkung des europäischen Fußballs wieder einen Namen gemacht hatte. Mit Spielern aus der eigenen Jugend wie Matthijs de Ligt oder Donny van de Beek und Frenkie de Jong, die zwar woanders ausgebildet wurden, aber hier in jungen Jahren Nationalspieler wurden.

De Jong und de Ligt gehen

Das Problem mit Erfolgsgeschichten: Irgendwann haben sie ein Ende. Bei Ajax kommt dies nicht überraschend, aber doch früher als erhofft. Das Spiel gegen Tottenham wirkte - trotz zwei noch ausstehender Spiele in der niederländischen Liga - wie der letzte Schultag vor der weiterführenden Schule. De Jong unterschrieb bereits vor Monaten einen Vertrag beim FC Barcelona, de Ligt soll ihm laut Medienberichten folgen. Und auch andere Stars stehen vor dem Abgang. Vor der Partie wurde auf die Videoleinwand ein Best-of-Video der Saison gezeigt. Der Abschied war vorbereitet, allerdings mit der Hintertür des Finales in Madrid. Das letzte große Ding, bevor es in die große weite Fußballwelt geht.

Die Fans hatten die junge Mannschaft von der Champions-League-Qualifikation gegen Sturm Graz über einen famosen 4:1-Sieg im Achtelfinale bei Real Madrid bis zum Halbfinale gegen die Spurs begleitet. Sie gaben den Takt vor, nach dem die Mannschaft spielte. Und spielte und spielte: 56 Partien hat Ajax bisher in dieser Saison absolviert und dabei 167 Treffer erzielt. Durch Siege gegen den FC Utrecht und De Graafschap können sie in den kommenden Wochen zumindest die Meisterschaft und damit das Double gewinnen. Wirklich Träume weckte aber nur das mögliche Triple.

Um die Amsterdamer Arena war alles vorbereitet. Bereits zwei Stunden vor Anpfiff der Partie brachten Hunderte Fans eine benachbarte Wiese zum Beben. Sie feierten schon mal vor, mit Trommeln, Gesängen und auch Pyrotechnik.

"Manchmal ist das so eine Scheiße"

Und bis in die zweite Hälfte sah Ajax auch wie der sichere Sieger aus. Dann ließ sich die Mannschaft von Erik ten Hag aber wie bereits im Hinspiel gegen Tottenham tief in die eigene Hälfte drücken. Dieses Mal ging das nach hinten los: Ajax schaffte keine Entlastung mehr durch das in dieser Saison so typische Direktspiel nach vorne. Auf Lucas in der 55. Minute folgte Lucas in der 59. Minute. Ten Hag wusste keine Antwort und versuchte, das Unentschieden irgendwie über die Zeit zu retten. Vergeblich: Nach dem dritten Treffer des Brasilianers und dem daraus resultierenden Aus brachte ten Hag den Abend für Ajax kurz und knapp auf den Punkt: "Manchmal ist das so eine Scheiße."

Dennoch wird diese Saison in Erinnerung bleiben. Und in ein paar Jahren wird die Rede sein von dieser jungen Ajax-Mannschaft, die knapp scheiterte und doch von allen Seiten gefeiert wurde. "Wenn man sieht, wie die Fans uns heute unterstützt und uns danach applaudiert haben, bekomme ich Gänsehaut", sagte de Ligt. "Aber leider ist es nicht die richtige Form von Gänsehaut."

Matthijs de Ligt
EMMANUEL DUNAND AFP

Matthijs de Ligt

Ajax Amsterdam - Tottenham Hotspur 2:3 (2:0)
1:0 de Ligt (5.)
2:0 Ziyech (35.)
2:1 Lucas (55.)
2:2 Lucas (59.)
2:3 Lucas (90.+6)
Amsterdam: Onana - Mazraoui, de Ligt, Blind, Tagliafico - Schöne (60. Veltman), de Jong - Ziyech, van de Beek (90. Magallan), Tadic - Dolberg (67. Sinkgraven)
Tottenham: Lloris - Trippier (81. Lamela), Alderweireld, Vertonghen, Rose (82. Davies) - Sissoko, Wanyama (46. Llorente) - Dele, Eriksen - Lucas, Son
Schiedsrichter: Brych
Gelbe Karten: Dolberg, Ziyech, Onana / Sissoko, Rose
Zuschauer: 52.641

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https://www.spiegel.de/sport/fussball/ajax-amsterdam-scheidet-gegen-tottenham-hotspur-aus-die-falsche-form-von-gaensehaut-a-1266514.html

2019-05-09 07:28:00Z
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